Journal
Das Journal bietet Kostproben aus Büchern, die in den Schreibrunden der Edition Unik entstanden sind. Erfahrungsberichte von Teilnehmenden bilden eine zweite Kategorie von Journalbeiträgen.
Das Verlobungsgeschenk
Die alte Nähmaschine steht im Keller, mitsamt der Bedienungsanleitung. Sie kam mit durch alle Zügeleien und steht nun wieder im Keller.
Mädchenkleider
Lottis Mutter legt Wert auf schöne, gute Kleider. Die beiden älteren Mädchen sind in dieser Hinsicht nicht verwöhnt worden.
Der schlimmste Tag meiner Kindheit
1961 benötigte ich für den bevorstehenden Konfirmandenunterricht meine Geburtsurkunde. Ich legte die Info dazu auf den Küchentisch. Kurz darauf baten mich meine Eltern zu einem Gespräch ins Wohnzimmer.
Ökonom
Der Lebensmittelpunkt eines Menschen ist zumeist seine Familie, also die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft, in der er lebt. Im antiken Griechenland sprach man von Oikos, wovon sich der Begriff der Ökonomie, aber auch derjenige der Ökologie ableitet. Dies mag sonderbar anmuten, scheinen doch Wirtschaft und Umwelt in den letzten Jahrzehnten nicht auf demselben Nährboden zu gedeihen.
Emojidemie
Seuchenartig sind die sogenannten Emoticons heute verbreitet, und niemand spricht von der krankhaften Entartung, die damit unseren Sprachfertigkeiten zugemutet werden. Und in keiner Arztpraxis dieser Welt ist man willens oder in der Lage, sich derartiger degenerativer Leiden anzunehmen.
Die Mutter
Ich heiße Sylvia und wurde am 15. April 1936 in Zürich geboren. Meine Geschichte ist schnell erzählt. Einzelkind, vom Vater mit 13 Jahren bei der Mutter sitzengelassen, Scheidungskind.
Vorwort und die Jahre im fremden Land [Ausschnitt]
Grossvater sagte einmal: «Wenn sich niemand mehr an uns erinnert, dann sind wir wirklich tot.» Erinnerungen aufzuschreiben hilft flüchtige Augenblicke festzuhalten, die uns geprägt haben, Erfahrungen zu reflektieren und auch zu entdecken, dass die kleinen Geschichten über das Schicksal jedes Einzelnen auch verbunden sind mit den grossen Geschehnissen in der Welt.
Im Schreibzauber
Endlich ist es so weit – der Auftakt zu meinem Buch. Seit der Anmeldung vor einigen Wochen verging kaum ein Tag, an dem ich nicht daran dachte. Ich mache mir über so vieles Gedanken. Will ich das wirklich?
Bücherwelt [Ausschnitt]
Zu Hause war es anders. Meine Hoffnung auf eine Besserung in der Beziehung zu Lizzy war vergeben gewesen. Die Stimmung war immer noch frostig. Lizzy konnte sich nicht mit mir freuen an der guten Lehrstelle. Sie vertraute mir nicht mehr. Sie versuchte, mich streng zu konrollieren, stellte rigide Regeln auf betreffend Heimkehrzeiten.
Höhenflug
Eines Tages kam meine Schwester Emma mit der «Annabelle» auf mich zu und meinte: «Schau da ist was für dich». Ich dachte an Mode oder ähnliches. Da stand in Fettdruck, Gesucht: die ideale junge Schweizerfrau.
Eine graue Maus beschliesst, Bombshell zu werden
Im Ballettröckchen und mit dem Hund an meiner zog ich als Kind durch den Wald neben unserem kleinen Bauernhaus. In dieser Aufmachung kletterte ich auf Baumstrünke, überquerte Bäche und lag in Blumenwiesen.
Prolog
Es begann alles im Nachtzug nach Budapest. Mein Bruder, der gleich neben dem Hauptbahnhof Zürich wohnt, drückt mir noch ein Bier in die Hand: «So schläft es sich besser», meint er schmunzelnd.
Der Aufhänger
Jonathans Einstieg in die Berufswelt war ebenfalls nicht sehr geglückt. Die kaufmännische Lehre, die er absolvierte, war alles andere als sein Berufsherzenswunsch.
Eingrenzung
Man muss tapfer sein, ein kleines Leben zu leben. Und man braucht sehr viel Mut, davon zu erzählen. Geschichten über kleine Leben, die von kleinen Leuten erzählt werden, sind deshalb selten.
Kapitel V [Ausschnitt]
Zu Hause. Die Situation am Arbeitsort beschäftigt mich. Ich bin Oberstufenlehrer und sogenannter Hausvorstand, ich unterrichte in der Stadt Zürich im Kreis 5, im Industriequartier. Meine Schülerschaft ist bunt gemischt, zwanzig Schüler aus acht Nationen.
Als meine Schwester Gritli das Licht der Welt erblickte
Mit acht Jahren bemerkte ich, dass Mutters Bauch immer grösser wurde. Zu fragen getraute ich mich nicht, denn eine Antwort hätte ich sowieso nicht bekommen. Mutter wurde immer dicker und schwerfälliger. „Hoffentlich platzt sie nöd“, dachte ich mir.
Berge
Lange vor Sonnenaufgang schleichen wir uns aus dem Haus. Noch schlaftrunken trotte ich neben ihm her durch das noch schlummernde Dorf. Hügelan…
Zwei Cousinen und ein Versprechen
Als wir kleine Mädchen waren, meine Cousine und ich, lagen wir in der Berghütte unter den Decken mit ihren rot-weissen Karobezügen. Wir hielten uns an der Hand und versprachen, uns nie zu verlassen…
Schneeflocke, Strandbad, Mondlandung
Es ist morgen. Draussen auf dem Trottoir gehen die Kinder mit geschultertem Ranzen am Kindergarten vorbei. Eines marschiert mit dem Gesicht gegen den Himmel und sieht nicht, wo es läuft. Der eben einsetzende Regen tropft auf sein Gesicht …
Prolog & Wir schaukeln das
Der Februar hat dieses Jahr 29 Tage. Und obwohl die Entscheidung längst gefallen ist, warten wir den allerletzten Tag des Monats ab. Warum, wissen wir selber nicht so genau …