Journal
Das Journal bietet Kostproben aus Büchern, die in den Schreibrunden der Edition Unik entstanden sind. Erfahrungsberichte von Teilnehmenden bilden eine zweite Kategorie von Journalbeiträgen.
Die Mutter
Ich heiße Sylvia und wurde am 15. April 1936 in Zürich geboren. Meine Geschichte ist schnell erzählt. Einzelkind, vom Vater mit 13 Jahren bei der Mutter sitzengelassen, Scheidungskind.
Vorwort und die Jahre im fremden Land [Ausschnitt]
Grossvater sagte einmal: «Wenn sich niemand mehr an uns erinnert, dann sind wir wirklich tot.» Erinnerungen aufzuschreiben hilft flüchtige Augenblicke festzuhalten, die uns geprägt haben, Erfahrungen zu reflektieren und auch zu entdecken, dass die kleinen Geschichten über das Schicksal jedes Einzelnen auch verbunden sind mit den grossen Geschehnissen in der Welt.
Bücherwelt [Ausschnitt]
Zu Hause war es anders. Meine Hoffnung auf eine Besserung in der Beziehung zu Lizzy war vergeben gewesen. Die Stimmung war immer noch frostig. Lizzy konnte sich nicht mit mir freuen an der guten Lehrstelle. Sie vertraute mir nicht mehr. Sie versuchte, mich streng zu konrollieren, stellte rigide Regeln auf betreffend Heimkehrzeiten.
Höhenflug
Eines Tages kam meine Schwester Emma mit der «Annabelle» auf mich zu und meinte: «Schau da ist was für dich». Ich dachte an Mode oder ähnliches. Da stand in Fettdruck, Gesucht: die ideale junge Schweizerfrau.
Eine graue Maus beschliesst, Bombshell zu werden
Im Ballettröckchen und mit dem Hund an meiner zog ich als Kind durch den Wald neben unserem kleinen Bauernhaus. In dieser Aufmachung kletterte ich auf Baumstrünke, überquerte Bäche und lag in Blumenwiesen.
Prolog
Es begann alles im Nachtzug nach Budapest. Mein Bruder, der gleich neben dem Hauptbahnhof Zürich wohnt, drückt mir noch ein Bier in die Hand: «So schläft es sich besser», meint er schmunzelnd.
Der Aufhänger
Jonathans Einstieg in die Berufswelt war ebenfalls nicht sehr geglückt. Die kaufmännische Lehre, die er absolvierte, war alles andere als sein Berufsherzenswunsch.
Eingrenzung
Man muss tapfer sein, ein kleines Leben zu leben. Und man braucht sehr viel Mut, davon zu erzählen. Geschichten über kleine Leben, die von kleinen Leuten erzählt werden, sind deshalb selten.
Kapitel V [Ausschnitt]
Zu Hause. Die Situation am Arbeitsort beschäftigt mich. Ich bin Oberstufenlehrer und sogenannter Hausvorstand, ich unterrichte in der Stadt Zürich im Kreis 5, im Industriequartier. Meine Schülerschaft ist bunt gemischt, zwanzig Schüler aus acht Nationen.
Als meine Schwester Gritli das Licht der Welt erblickte
Mit acht Jahren bemerkte ich, dass Mutters Bauch immer grösser wurde. Zu fragen getraute ich mich nicht, denn eine Antwort hätte ich sowieso nicht bekommen. Mutter wurde immer dicker und schwerfälliger. „Hoffentlich platzt sie nöd“, dachte ich mir.