Berufe

Aus: Karin Schmid, Schmetterling

Als Kind hat man noch Träume.
Grosse.
Träume von der grossen Welt und was man dort alles so machen kann und will.

Könnte Möchte Wollte

Lange wollte ich einfach irgendetwas mit Tieren zu tun haben.
Lag auch bestimmt daran, dass ich meine ersten Lebensjahre auf dem Land verbracht habe. Dabei mit einigen Lebewesen in Kontakt kam.
Katzen, Hunde, Mäuse, Vögel, Schweine, Kühe, Hühner - die Liste ist lang.

Aber da ich in einer Familie aufgewachsen bin, in welcher es Bäcker, Gastronomieprofis, PTT Telefonistinnen, Architekten, Automechaniker und einige andere Handwerker mehr gab und noch immer gibt, lernte ich erst einmal den Beruf der Architekturmodellbauerin.

Das kannte ich seit kleines Kind, weil bei uns zu Hause stets solche Modelle standen.
Aus Karton.
Als Profi lernt man dann aber solche natürlich aus «guten und richtigen Materialien» zu bauen.

Vier Jahre dauerte diese Berufslehre, bis ich eine gelernte «eidg.dipl. Architekturmodellbauerin» war.
Ohh, so ein cooler Beruf!
Sagen da viele Leute dann zu mir.
Um gleich danach zu fragen: Was machst du genau???
Ist halt eben schon noch cool, besonders auch dann, wenn man auf irgend so einem wichtigen, amtlichen Formular im Feld «Beruf», diesen auch aufschreiben, also in des Feldchen reinschreiben muss.
Passt aber dann leider einfach nie in das dafür vorhergesehene Feld.

Wirklich nicht ganz so cool.

Später habe ich dann noch eine kaufmännische Ausbildung gemacht, eine im Spital und eine beim Schweizerischen Roten Kreuz. Habe lange im Gastgewerbe gearbeitet, dabei aber kein Diplom errungen, aber trotzdem sehr, sehr viel gelernt dabei. Für das Leben und so.

Auch noch cool.

Meine Lehrer ermutigten mich damals in der Schule, doch die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium zu schreiben.
Ich wollte nicht.
Ich wollte so schnell wie möglich einen Beruf erlernen und auf meinen eigenen Beinen stehen.
Wollte arbeiten.

So richtig.
Am liebsten mit Hand und Kopf.

Meine Bewunderung gilt seit ich klein war, all jenen Menschen, welche zu Beispiel harte körperliche Arbeit verrichten.
Jeden Tag.
Auf Baustellen.
Bei jedem Wetter. Medizinisches Personal.
Egal wo und was sie dabei für eine Aufgabe haben.
Berufe, in denen die Menschen Patienten nahekommen.
Sehr nahe. Müssen.
Frauen und Männer, welche Bahnen in den Strassen auf ihren Schienen lenken und die grossen Busse durch den Verkehr fahren.
Tag für Tag.
Auch dies, egal, ob es gerade stürmt oder schneit.
Menschen, die für uns die Strassen sauber machen oder unseren ganzen Müll wegfahren.
Kranführer.
Leute welche Leute bedienen und dabei stets noch lächeln. Sollen, müssen, können.
Sollten.
Lehrkräfte, egal auf welcher Stufe.
Mütter und Väter.

Wirklich gerne wäre ich eine Kindergärtnerin geworden. Als ich damals aber erfahren hatte, dass es dafür ein Studium braucht, habe ich diesen Wunsch ganz einfach gestrichen.

Viele Jahre habe ich daran auch nicht mehr gedacht. Aber wie so oft im Leben, vieles taucht einfach so wieder auf.

Kaum etwas macht uns so viel Angst, wie die Entscheidung, einen neuen Weg zu gehen. Und kaum etwas bietet so viele Möglichkeiten.

 
Weiter
Weiter

Babička