Bett- und andere Geschichten

Aus: Nicole Ziegler, Glücksmomente

Neulich bin ich mal wieder Sonntag früh in Mamis Bett gekrabbelt, weil mir so arschkalt an den Beinen war. Ich schlafe meistens ohne Decke und ohne Schlafanzughose, weil mir immer so schnell heiss wird. (Das war schon immer so, meine verrückte Oma will das aber nicht glauben und heizt immer so richtig ein, wenn ich komme).
Aber irgendwann so gegen fünf Uhr morgens wache ich auf weil meine Beine und Füsse zu Eisklumpen geworden sind.
Dann krieche ich unter Mamis warme Decke und taue auf, so dass ich schnell wieder einschlafen kann.

Mami anscheinend dann nicht mehr, wie sie immer völlig übertrieben betont.
Sie kann dafür, wenn sie sowieso schon wach ist, im Wohnzimmer ein bisschen fernsehen.
Voll gemein. Am besten wäre sowieso ein Fernseher im Schlafzimmer. Sowas will ich mal haben, wenn ich ein eigenes Haus habe.
So einen, den man aus dem Schrankversteck rausfahren lassen kann mit Fernbedienung oder von der Decke runter, oder einen Beamer.

Verstehe ich einfach nicht, weshalb meine Eltern das nicht haben, obwohl sie ja nun alt genug sind, um zu machen, was sie wollen.
Ich werde das auf jeden Fall besser machen als sie.
Na jedenfalls unterhalten Mami und ich uns dann manchmal im Bett.
So sind dann auch die Ultra Abende entstanden – Lesen, CDs anhören und bei Mami einschlafen. Meistens wird es interessant oder lustig.

Chicken Wing kann ZIEMLICH lustig sein. Manchmal lacht sie auch einfach über mich, ich muss dann mitlachen, obwohl ich gar nicht checke, worüber sie sich gerade kaputtlachen muss.
Sie kann halt nicht mehr aufhören und es kommen Lachtränen und sie hält sich ihren One Pack Bauch, damit er nicht platzt vor lachen, nehme ich an …
Das wiederum finde ich witzig.

Vor einiger Zeit, nur mal als Beispiel, hatte ich bei so einer Gelegenheit erwähnt, dass ich es irgendwie schade fände, dass ich nur zwei Kinder bekommen könnte, weil ich ja nur zwei Eier hätte. Sie hat es mir dann erklärt, als sie nach ihrem Lachflash wieder Luft bekam.
Verstehe, wie soll ein Mann sonst aussehen, wenn er fünf oder acht Kinder bekommen könnte…sehr witzig!

Und einmal hat sie mich irgendwie so komisch angesehen, als ich fragte, ob es die Zahnfee wirklich gäbe.
Mami hat dann die Gegenfrage gestellt, wer denn sonst das Geld geben und den Zahn mitnehmen könnte.
Sie wollte natürlich darauf hinaus, dass sie das sein könnte.
Aber so leicht lasse ich mich nicht reinlegen.
Sie könnte ja gar nicht ALLEN Kindern auf der ganzen Welt das Geld geben und die Zähne mitnehmen. Ist ja logisch.

Neulich haben wir festgestellt, dass Mami manche Sachen von meinen Schulaufgaben nicht kapiert. Dabei ist sie ja sogar schlauer als Papi – zumindest hat sie das bessere Abitur gemacht. Aber dann hat sie gesagt, es könne schon sein, dass sie mittlerweile dumm sei und das läge an der Geburt …
Hah, hab ich gedacht, sie meint, dass sie ihre ganze Intelligenz an mich übertragen hat, bei der Geburt. Ja, hat sie gesagt, mit der Nabelschnur übers Blut sei das gegangen. Und dann hat Papi einfach die Nabelschnur durchgeschnitten.
Ich hab mich erst fast weggeschmissen vor lachen – aber: es klingt auch logisch.

Letztens war wieder mal Ostern.
Ich liebe dieses Fest.
Natürlich liebe ich jedes Fest, an dem ich Geschenke bekommen, aber an Ostern finde ich meistens auch noch das Wetter super und das Suchen im Garten.
Um sicher zu gehen, dass die richtigen Sachen kommen, habe ich es mit dem Osterhasen wie mit dem Weihnachtsmann gemacht, nämlich einen Wunschzettel geschrieben. Den habe ich in unseren Milchkasten gelegt. Am Nachmittag war der Zettel bei meinem Kontrollgang nicht mehr da und stattdessen hatte der Hase ein sehr schön gefärbtes Ei für mich hineingelegt.
Bei den Geschenken im Garten, die ich dann gefunden habe, waren zwei Sachen von meiner Wunschliste dabei, also hat es was gebracht, die Wunschliste zu schreiben.

Entweder sind meine Eltern sehr sehr gute Schauspieler oder der Osterhase hat sich voll Mühe gegeben.

 
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