Journal
Das Journal bietet Kostproben aus Büchern, die in den Schreibrunden der Edition Unik entstanden sind. Erfahrungsberichte von Teilnehmenden bilden eine zweite Kategorie von Journalbeiträgen.
Einzelgänger
Da mein Vater höchstens alle zwei oder drei Wochen übers Wochenende nach Hause kam, wuchs ich eigentlich in einer Kleinfamilie auf. Das ist heute sehr häufig der Fall. Meine Mutter hatte als Damenschneiderin ihre Kundinnen, die regelmässig vorbeikamen.
Die rote Zora
Meine grosse Heldin, mit der ich mich vollständig identifizierte, war die rote Zora, die mit ihrer Bande der Uskoken so mutig gegen die Welt der Erwachsenen auftrat. Ihre Kraft und ihre Unabhängigkeit faszinierten mich, denn sie getraute sich sogar, den Bürgermeister ihrer Stadt der Lächerlichkeit preiszugeben. Diesen Mut hätte ich mir gewünscht…
Bikini in Rimini (1968)
Ich fühle mich halb nackt und unbehaglich. Ich weiss nicht, ob das wirklich so toll aussieht an mir mit meinem Babyspeck und den kaum vorhandenen Brüsten. Doch tapfer trage ich mein blau-weiss-kariertes, dünnes, viel zu grosses Bikini am Strand in Rimini. Und meine Mutter erzählt jedem, der zuhören mag: «Jetzt schauen plötzlich alle meine Tochter an und nicht mehr mich.»
Lausanne
Während Mutters Krankheitszeit war in mir der Wunsch gereift, mich als Krankenschwester ausbilden zu lassen. Sicher spielte bei dieser Entscheidung auch meine Tante Lydia eine Rolle. Ich bewarb mich infolgedessen in der Schwesternschule Neumünster auf dem Zollikerberg für eine damals noch drei Jahre dauernde Lehrstelle. Meine Freude war gross, als meine Bewerbung angenommen wurde.
Aus einem traumatischen Erlebnis entsteht ein Berufswunsch
Mit meiner Biographie will ich einen Überblick über meine Kindheit und Jugend erhalten und verstehen, was all die negativen Erfahrungen für eine Ursache hatten und was sie mich lehren wollten.
Grossvater
Unser Zufluchtsort, unsere Insel war das Daheim von Grosi und Grossvater, wenn immer zuhause Chaos herrschte oder ich bei einem Streit zwischen den Eltern mir die Schuld an der Situation gab. Schliesslich mussten sie damals wegen mir heiraten – Kinderlogik halt. Wann immer so eine Situation war, gingen wir nach der Schule zu Grosi und Grossvater.
Vom Eiertütsche und Eierdurchlüchte
Eiertütschen auf dem Estrich von Hulligers war immer ein Highlight an Ostern. Es war üblich, dass jedes Kind, seinem Alter entsprechend, Eier in seinem Nest vorfand. Im draussen versteckten Nest hatte es immer mit Zwiebelschalen gefärbte und mit Osterkraut verzierte Eier.
Die Norweger
Nach dem schrecklichen 1. April 1944 dauerte es noch ein ganzes Jahr, bis der Krieg wirklich zu Ende ging. Unsere Stadt wurde, zum Teil mit finanzieller Hilfe aus den USA, nach und nach wieder aufgebaut. Ganz in der Nähe meines Elternhauses entstanden grosse Barackenlager, die ursprünglich für die Obdachlosen gedacht waren, die bei der Bombardierung der Stadt ihr Zuhause verloren hatten…
Durch ein Wunder blieb ich am Leben
«JA zum Leben» ist die Geschichte eines besonderen Lebenswegs. Während der Lehre bei den SBB wurden mir durch eine Rangierlokomotive beide Beine abgefahren. Innert Sekunden veränderte sich mein Leben auf brutale Weise. Wie weiter?
Dem Frosch ist kalt
Mit der Geburt des dritten Kindes kam ein Kindermädchen ins Haus. Es war zu anstrengend für die Mutter mit einem Neugeborenen und zwei Kleinkindern. Die Dreijährige war von Anfang an immer wieder krank gewesen und ihr Sorgenkind. Das Kind atmete mit Schwierigkeiten, schlief sehr unruhig und hatte nur sehr langsam an Gewicht gewonnen. Die ältere Tochter dagegen war nicht zu bändigen…